Das Gedicht „Gedanken über die Dauer des Exils“ geschrieben
von Bertolt Brecht im Jahr 1937 behandelt die Lebenssituation eines Exilanten.
Brecht schrieb dieses in seiner Exilzeit während des
Nationalsozialismus’, in dem systemkritische Publizisten vom Regime verfolgt
wurden und daher fliehen mussten.Daher spiegelt dieses Gedicht möglicherweise auch Brechts
Lage im Exil und seine persönlichen Gedanken wieder.
Der Inhalt ist an die 2.Person Singular gerichtet, dies hat
die Wirkung, dass die Aufforderungen und Fragen Brecht selbst betreffen.
Der reimlose Text ist in 2 Teile gegliedert, wobei der 1.
aus 4 Strophen mit jeweils 4 Versen besteht während der 2. Part nur einen
Absatz mit 14 Versen besitzt.
Auch grammatikalisch sind Unterschiede in der Zeitform
zwischen den Teilen zu erkennen.
Im ersten Teil verwendet Brecht das Präsens, wodurch sich auch das
Inhaltliche auf die aktuelle Exillage bezieht. Der zweite Teil beinhaltet
Vergangenheitsformen und bezieht sich auf das vorher Geschriebene, dadurch
findet also ein Zeitsprung sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich statt.
In seinem Gedicht stellt Brecht zwei zentrale Situationen
gegenüber.
Die Hoffung des Exilanten, schon bald in sein Heimatland
zurück kehren zu können, steht im Widerspruch mit der in Teil 2 beschriebenen
Enttäuschung, trotz der Mühen sich immer noch in der Fremde zu befinden.
Durch die Hoffnung „morgen“ aus dem Exil zu kommen, lehnt
das „Lyrische-Du“ es ab, sich auf einen längeren Aufenthalt einzustellen, was
durch die rhetorischen Fragen „Warum versorgen für vier Tage?“ (V. 3) und „Wozu
noch einen Baum pflanzen?“ (V. 6) verdeutlicht wird.
Das Symbol „Baum“ steht für Leben, Wurzeln schlagen und
heimisch werden.
Die Person, an jene der Appell „Zieh die Mütze ins Gesicht,
wenn Leute vorbeigehn!“ (V. 9-10), soll sich von der Umwelt abschotten und
keine Kontakte knüpfen.
Der Rückblick im 2. Teil dokumentiert, dass sich das „Du“
aufgrund der langen Verweildauer ein Zuhause im Exil entgegen der ursprünglichen
Absicht aufgebaut hat („Sieh den kleinen Kastanienbaum im Eck des Hofes“ (V.
29-30)).
Auf die Frage, wann er zurückkehren werde, folgt eine
rhetorische Frage „Wann, glaubst du, wirst du zurückkehren?“, die dem Leser
vermittelt, dass das Ende des Exils in ferner Zukunft liege.
Außerdem signalisiert sie, die Enttäuschung welche das
„Lyrische- Du“ empfindet und die Ironie über das „ alte Ich“, welches voller
Naivität auf die schnelle Rückkehr in die
Heimat geglaubt hat.
Die 2 Teile des Gedichts „Gedanken über die Dauer des Exils“
widersprechen sich und bilden eine Antithese, welche die Zerrissenheit des
Exilanten beschreibt.
von Lisa Kampschulte und Paulina Panckow