Mittwoch, 26. September 2012

Gedichtinterpretation "Über die Bezeichnung Emigranten''



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Über die Bezeichnung Emigranten

Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab:
Emigranten.
Das heißt doch Auswandrer. Aber wir
Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss
Wählend ein andres Land. Wanderten wir doch auch nicht
Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer
Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.
Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da
aufnahm

Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen
Wartend des Tags der Rückkehr, jede kleinste Veränderung
Jenseits der Grenze beobachtend, jeden Ankömmling
Eifrig befragend, nichts vergessend und nichts aufgebend
Und auch verzeihend nichts, was geschah, nichts verzeihend.
Ach, die Stille der Sunde täuscht uns nicht! Wir hören die
Schreie


Aus ihren Lagern bis hierher. Sind wir doch selber
Fast wie Gerüchte von Untaten, die da entkamen
Über die Grenzen. Jeder von uns
Der mit zerrissenen Schuhn durch die Menge geht
Zeugt von der Schande, die jetzt unser Land befleckt.
Aber keiner von uns
Wird hier bleiben. Das letzte Wort
Ist noch nicht gesprochen.

Interpretation


In dem Gedicht Über die Bezeichnung Emigranten von Bertolt Brecht beschreibt er die Hoffnung zurückzukehren und das Leben im Exil . Das Gedicht wurde 1937 von ihm geschrieben als er sich im Exil in Paris befand.

Im ersten Vers sagt Brecht: ’’Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten’’ Damit will Brecht aussagen das sie nicht freiwillig ausgewandert sind, sondern sie mussten in das Exil gehen. Im dritten bis fünften Vers wird das noch mal unterstützt.
In den Versen 10 und 11 spricht er sozusagen von Hoffnung, weil er jeden Ankömmling befragt, aber er sagt auch, dass sie nicht vergessen was Ihnen passiert ist.
In den Versen 7 und 8 betont er das das Exil nicht sein Heim ist und das er gespannt ist wieder in die Heimat wieder zurückzukehren.
In Vers 13 und Folgende benutzt er eine Metapher in der Brecht sagen will, dass er sozusagen auch die anderen Exilanten hört wir sie sich unwohl fühlen, weil es für alle tragisch ist seine eigene Heimat unfreiwillig zu verlassen.
In den Versen 17 und 18 spricht Brecht von zerrissenen Schuhen die sollen darauf deuten das sie Ausgegrenzte sind und nicht viel Zeiten hatten sich vorzubereiten.
In den letzen beiden Versen sagt Brecht, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist  und das keiner von Ihnen im Exil bleiben wird. Damit will Brecht aussagen, dass die Exilanten sich nicht alles gefallen lassen und sich auch dagegen wehren werden weiter im Exil zu sein.
Das Gedicht im Allgemeinen ist auch sehr sperrig von Brecht geschrieben wie viele seiner Gedichte.

12 Kommentare:

Luna Thomas hat gesagt…

Befand sich Brecht 1937 nicht in Dänemark?

Flora hat gesagt…

Richtig. Er befand sich in Dänemark und nicht in Paris

Flora hat gesagt…
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Unknown hat gesagt…
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Unknown hat gesagt…
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Unknown hat gesagt…

Als kulturell eher unterbelichteter Mensch bin ich dem kompletten Gedicht erst heute begegnet. Gibt es aus der Zeit Brechts eigentlich gesicherte Definitionen von "Emigranten" Vertreibung" und "Flucht". Ich habe die Begriffe in den 60ern gelernt. Und so unterscheide ich Flucht (man entscheidet zumindest über den Zeitpunkt und die Richtung, etwa Dänemark oder Frankreich) und Vertreibung (andere bestimmen alles, z.B. Militärbehörden). Insofern war Brecht geflohen, natürlich aus guten Gründen. "Emigration" ist gefühlt auch eher freiwillig als gezwungen, umfasst aber auch viele andere Varianten der Auswanderung, z.B. ungezwungen mit jederzeitiger Rückkehrmmöglichkeit.

Das, was der UNHCR betreut, hat eine internationale Defnition, die Flucht und Vertreibung zusammenfasst, aber nur die "Refugee" nennt, die eine Staatsgrenze übertreten. Das ist ein ganz anderer Ansatz, weshalb ich zur Unterscheidung "Refugees" verwende.

Bemerkenswert finde ich auch den Satz "Aber keiner von uns
Wird hier bleiben", auf den die Interpretation 2012 nicht angemessen einging. Heute bezeichnen viele die hierher gekommenen Migranten als "Neubürger". Gerade die, die Neubürger werden wollen, gehören dann sicher nicht zu der gruppe, über die Brecht schrieb.

Bertholdbrechtfan1969 hat gesagt…
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Bertholdbrechtfan1969 hat gesagt…
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Bertholdbrechtfan1969 hat gesagt…
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Bertholdbrechtfan1969 hat gesagt…
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Unknown hat gesagt…
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Unknown hat gesagt…

Bitte Sach-, Tipp- und Syntaxfehler in der Interpretation korrigieren.

In dem Gedicht "Über die Bezeichnung Emigranten" von Bertolt Brecht beschreibt er das Leben im Exil und die Hoffnung zurückzukehren. Das Gedicht wurde 1937 geschrieben, als er sich im Exil in Dänemark befand.

Im ersten Vers sagt Brecht: ’’Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten’’ Damit will Brecht aussagen, dass sie nicht freiwillig ausgewandert sind, sondern ins Exil gehen mussten. Im folgenden wird das bekräftigt.
In den Versen 10 und 11 spricht er von Unruhe, weil er jeden Ankömmling befragt, aber er sagt auch, dass sie nicht vergessen, was geschehen ist.
In den Versen 7 und 8 betont er, dass das Exil nicht seine Heim sein könne und dass er entschlossen sei, in die Heimat zurückzukehren.
In Vers 13 ff. spricht Brecht von den anderen Geflohenen, die er an der Grenze unruhig befragt, ob es in der Heimat Veränderungen gebe. Er kann verstehen, wie unwohl sie sich fühlen, weil es für jeden tragisch ist, seine eigene Heimat unfreiwillig zu verlassen.

Brecht spricht von der Schande, die seine Heimat betrifft, den Lagern in der Heimat, deren Gefangene so laut schreien, dass er glaubt, sie sogar im Exil hören zu können. Möglichst nahe an der Grenze will er sein, um alle Veränderungen rechtzeitig erfassen zu können.

In den Versen 17 und 18 spricht Brecht von zerrissenen Schuhen, diese sollen darauf deuten, dass sie nicht viel Zeit hatten, sich auf die Flucht vorzubereiten, welche Strapazen eine Emigration bedeutet und dass sie jetzt Ausgegrenzte sind, und kein Geld für neue Schuhe haben.

In den letzten beiden Versen ist seine starke Entschlossenheit zu spüren, Brecht sagt, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und dass keiner von Ihnen im Exil bleiben wird. Damit will Brecht aussagen, dass die Exilanten sich nicht alles gefallen lassen und sich dagegen wehren werden, im Exil sein zu müssen.

Das Gedicht lässt bereits an der holzschnittartigen Sprache erkennen, welche harten, verzweifelten Gefühle unter den Vertriebenen herrschen.

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