Freitag, 28. September 2012

Gedichtinterpretation "Ausschließlich wegen der zunehmenden Unordnung"



Das Prosagedicht „Ausschließlich wegen der zunehmenden Unordnung“ wurde 1937/38 von Bertolt Brecht zur Zeit seines Exils in Dänemark verfasst. Das Gedicht handelt von der gesellschaftlichen Unordnung, die durch das politische System, in dem Fall den Nationalsozialismus, entstanden ist.
    Visuell ist das Gedicht, typisch für ein Prosagedicht, in keine erkennbaren Strophen eingeteilt und es ist keine Reimform zu erkennen. Ein besonderes Merkmal ist, dass die Zeichensetzung teilweise unverständlich wirkt und dass das Gedicht ein ganzer Satz ist, da nur am Ende ein Punkt gesetzt wurde.
    Das Prosagedicht ist hauptsächlich im Präsens geschrieben und die verwendeten Verben wirken auf den Leser teilweise wie eine Unterstellung („Ihr versteht.“ Z.16).
    Wie bereits gesagt, wurde das Gedicht im Exil verfasst und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Expressionismusdebatte, die zwischen 1936 und 1939 ausgetragen wurde. In der Debatte wurde beschlossen, dass sich die Dichter nun mehr mit den politischen Themen beschäftigen, wogegen Brecht sich mit diesem Gedicht wendet, denn er spricht auch die schöne Poetik an.
    Er benutzt zum einen Substantive, die das Menschliche beschreiben („Frauen, Geruch reifer Äpfel im Keller, Empfindungen des Fleisches“ Z.4/5). Das bedeutet die schönen Dinge des Lebens, das „was den Menschen rund macht und glücklich“ (Z.6). Anderseits beschreibt er jedoch auch die „Politik und das trockene „unwürdige“ Vokabular der dialektischen Ökonomie“ (Z.9/10). Damit schildert er die negativen Dinge im Leben, also den Gegensatz zu den wirklich menschlichen und poetischen Dingen.
   Diesen Konflikt der Poetik und der Politik verdeutlicht  er unter anderen mit der Antithese als rhetorische Stilmittel. Die Antithese und die Kombination der Widersprüche erzeugt beim Leser eine Lust auf ein vielfältiges Leben.

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