Freitag, 28. September 2012

Interpretation " Gedanken über die Dauer des Exils "




Das Gedicht „Gedanken über die Dauer des Exils“ geschrieben von Bertolt Brecht im Jahr 1937 behandelt die Lebenssituation eines Exilanten.
Brecht schrieb dieses in seiner Exilzeit während des Nationalsozialismus’, in dem systemkritische Publizisten vom Regime verfolgt wurden und daher fliehen mussten.Daher spiegelt dieses Gedicht möglicherweise auch Brechts Lage im Exil und seine persönlichen Gedanken wieder.
Der Inhalt ist an die 2.Person Singular gerichtet, dies hat die Wirkung, dass die Aufforderungen und Fragen Brecht selbst betreffen.
Der reimlose Text ist in 2 Teile gegliedert, wobei der 1. aus 4 Strophen mit jeweils 4 Versen besteht während der 2. Part nur einen Absatz mit 14 Versen besitzt.
Auch grammatikalisch sind Unterschiede in der Zeitform zwischen den Teilen zu erkennen.
Im ersten Teil verwendet  Brecht das Präsens, wodurch sich auch das Inhaltliche auf die aktuelle Exillage bezieht. Der zweite Teil beinhaltet Vergangenheitsformen und bezieht sich auf das vorher Geschriebene, dadurch findet also ein Zeitsprung sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich statt.
In seinem Gedicht stellt Brecht zwei zentrale Situationen gegenüber.
Die Hoffung des Exilanten, schon bald in sein Heimatland zurück kehren zu können, steht im Widerspruch mit der in Teil 2 beschriebenen Enttäuschung, trotz der Mühen sich immer noch in der Fremde zu befinden.
Durch die Hoffnung „morgen“ aus dem Exil zu kommen, lehnt das „Lyrische-Du“ es ab, sich auf einen längeren Aufenthalt einzustellen, was durch die rhetorischen Fragen „Warum versorgen für vier Tage?“ (V. 3) und „Wozu noch einen Baum pflanzen?“ (V. 6) verdeutlicht wird.
Das Symbol „Baum“ steht für Leben, Wurzeln schlagen und heimisch werden.
Die Person, an jene der Appell „Zieh die Mütze ins Gesicht, wenn Leute vorbeigehn!“ (V. 9-10), soll sich von der Umwelt abschotten und keine Kontakte knüpfen.
Der Rückblick im 2. Teil dokumentiert, dass sich das „Du“ aufgrund der langen Verweildauer ein Zuhause im Exil entgegen der ursprünglichen Absicht aufgebaut hat („Sieh den kleinen Kastanienbaum im Eck des Hofes“ (V. 29-30)).
Auf die Frage, wann er zurückkehren werde, folgt eine rhetorische Frage „Wann, glaubst du, wirst du zurückkehren?“, die dem Leser vermittelt, dass das Ende des Exils in ferner Zukunft liege.
Außerdem signalisiert sie, die Enttäuschung welche das „Lyrische- Du“ empfindet und die Ironie über das „ alte Ich“, welches voller Naivität auf die schnelle Rückkehr in die  Heimat geglaubt hat.

Die 2 Teile des Gedichts „Gedanken über die Dauer des Exils“ widersprechen sich und bilden eine Antithese, welche die Zerrissenheit des Exilanten beschreibt.


von Lisa Kampschulte und Paulina Panckow


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